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Am Kanal mit Blick Richtung Platz der Einheit, Foto: PMSG/ André Stiebitz
Am Kanal in Potsdam, Foto: PMSG/ André Stiebitz
Vorbereitungen für den Kanalsprint, Foto: PMSG/ Nadine Redlich

Ein Spaziergang entlang des Potsdamer Stadtkanals

Die Straße Am Kanal liegt ca. 100 Meter von unserer Tourist Information Am Alten Markt entfernt. Ich stehe vor dem Gebäude der Hauptpost – an der Ecke zum Platz der Einheit. Aber weit und breit sind kein Kanal und auch kein Wasser zu sehen. Was hat es mit diesem Namen auf sich? Das fragen sich nicht nur unsere Gäste. Ich gehe in diesem Beitrag auf Entdeckungsreise und nehme alle mit, die mehr wissen möchten.

Gitterfragmente vor dem Bildungsforum

Wir haben die Wahl in Richtung Wassertor oder in Richtung Kellertor zu gehen. Ich entscheide mich zunächst für den Weg in Richtung Bildungsforum am Platz der Einheit. Hier finden wir ein Kanalgitterfragment, das uns einen Hinweis auf den ehemaligen Wasserweg gibt. Auf den gusseisernen Geländeposten stehen Namen, offensichtlich von Kanalfreuden bzw. Förderern. Ihr Beitrag für die einzelnen Pfosten wurde mit einer Namensplakette gewürdigt.

Vom Entwässerungsgraben zum romantischen Kanal mit einem Haken

Der Kanal verlief vom Kellertor im Osten durch die Innenstadt bis zum Wassertor im Süden und erzählt eine mehr als 200 Jahre wechselvolle Geschichte. Der Große Kurfürst ließ ihn als Entwässerungsgraben im Zuge des Ausbaus der Stadt als barocke Residenz schon im Jahre 1673 ausheben.

Bereits 50 Jahre später wurde er unter Friedrich Wilhelm I nach dem Vorbild holländischer Grachten begradigt und vertieft, sowie mit Holzverschalungen schiffbar gemacht. Im Zuge der Stadtverschönerungsmaßnahmen unter seinem Sohn Friedrich II. wurde der Kanal dann repräsentativ ausgebaut: Die Holzverschalungen wurden durch Sandstein ersetzt, ebenso die neun Holzbrücken.

Romantische Brücken, schöne Spiegelungen im Wasser und kleinere Boote – ein romantischer Anblick! Aber die Sache hatte einen Haken. Das Wasser im Kanal bewegte sich nicht. Es stand und so entwickelten sich unangenehme Gerüche, die sehr störend gewesen sein mussten.

Zugeschüttet und wieder befreit – wechselvolle Zeiten

Teile der knapp 2 km langen Anlage wurden bereits 1889 zugeschüttet. Andere wurden Opfer der Zerstörung der Innenstadt im II. Weltkrieg. In den Nachkriegsjahren begann man erst mit  Rekonstruktionsmaßnahmen, um dann im Zuge des Ausbaus des Stadtkern Potsdams zum „Sozialistischen Zentrum“ 1961–65, die aufgebauten Teile wieder zu zuschütten. Die letzte Brücke, der insgesamt neun Brücken, wurde 1971 abgerissen.

Doch die Potsdamer:innen wollen diesen ehemaligen Wasserweg wiederbeleben! Schon nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 begann man erneut mit ersten Schritten der Wiederherstellung. Dank bürgerschaftlichen Engagements und der Gründung eines Fördervereins konnte schon bald ein Teilstück im Bereich der Yorkstraße eröffnet werden. Diesen Abschnitt finden, wir wenn wir über die Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/ Stadtkanal weitergehen.

Spektakulär ist die jährliche Flutung dieses Grabens Anfang September. Hier kommt die Weltelite des Kanusports zum Kanalsprint und wirbt für den Kanusport und nebenbei für das Projekt Wiederherstellung des Stadtkanals.

Potsdams Wassertore

In Potsdam gab es drei Wassertore. Sie waren Teil der einstigen Stadtmauer.

  1. Das Alte Wassertor stand am südwestlichen Ausgang des Stadtkanals gegenüber den Planitz-Inseln.
  2. Das Neue Wassertor befand sich am Bassinplatz an der heutigen Hebbelstraße, schräg gegenüber vom jetzigen Parkhaus.
  3. Das Kellertor mit der Kellertorwache.

Von der Hauptpost am Platz der Einheit folgen wir der Straße am Kanal in Richtung der Heilig-Geist-Residenz. Hier muss sich mal der Kanal befunden haben. Entlang der Straße Am Kanal stehen hübsche Gebäude. In der Mitte der Straße gibt es einen breiten Streifen: Heute finden wir hier Parkplätze, Grünanlagen und einen kleinen Spielpatz. Ganz am Ende der Straße entdecken wir dann endlich einen Abschnitt des Kanals und Hinweistafeln. Sie zeigen, wie es vor vielen Jahren hier einmal ausgesehen hat, als der Stadtkanal noch vorhanden war.

Ausblicke und versteckte Einblicke

Die Verlängerung des wasserführenden Kanalabschnitts von der Heilig-Geist-Straße bis zur Berliner Straße ist geplant. Dieses rund 180 Meter lange Teilstück würde etwa 3,5 Millionen Euro kosten. Wir gehen direkt in Richtung Havel. Hier ist seit 2011 ein weiteres Teilstück des rekonstruierten Stadtkanals am Kellertor mit Zoll- und Wachgebäude zu sehen.

Im Jahr 2018 ist ein neuer Uferpark auf der Landzunge neben dem Kanalstück mit herrlichem Wasserausblicken eröffnet worden. Von der Straße aus ist der kleine Park nicht zu sehen. Um in die Grünanlage zu gelangen, muss man einen kleinen Torbogen durchschreiten, der neben dem 1945 zerstörten und 2017 wiederaufgebauten Kellertorhaus steht.

Das Kellertor war eines von zehn historischen Potsdamer Stadttoren und diente als Wach- und Zollhaus. Hier waren zwei Wachen und ein königlicher Steuerbeamter stationiert, der die Akzise (Mehrwertsteuer) auf zu Wasser eingeführte Waren abkassierte. Die Wachen am Tor sollten dafür sorgen, dass keine Soldaten desertieren konnten. Das Tor war nach der zum kurfürstlichen Weinkeller führenden Kellerstraße (heute: Heilig-Geist-Straße) benannt.

Der Berliner Historiker Willo Göpel, Gründungsmitglied des Bauverein Potsdamer Stadtkanal 1722 e.V., nutzt das rekonstruierte Torhaus mit seiner Familie als Wohnhaus. Hier endet unser Spaziergang.

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Mitarbeiterin Contentredaktion, PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH
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