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Glienicker Brücke, Foto: PMSG/ André Stiebitz
Schloss Cecilienhof, Foto: PMSG/ SPSG/ André Stiebitz
Schloss Cecilienhof, Foto: PMSG/ SPSG/ André Stiebitz

Auf den Pfaden der verschwundenen Grenze in Potsdam

An einem frostigen Wintertag machen meine Freundin Birgit und ich einen Spaziergang auf den Spuren eines Teilbereichs der Berlin-Potsdamer Grenzanlagen: Vom Jungfernsee entlang in den Neuen Garten. Inmitten des heutigen UNESCO Welterbes gibt es einen Geschichtspfad mit Informationen über die Zeit der Teilung.

Startpunkt des Spaziergangs ist die "Bridge of Spies"

Startpunkt ist an der berühmten Glienicker Brücke, einem meiner Lieblingsorte in Potsdam. Einst war sie die historische Verbindung ins königliche Jagdrevier und später wichtige Verbindung zwischen Berlin und Potsdam. In der Zeit des Kalten Krieges diente sie als Kulisse für Agentenaustausch, genau in ihrer Mitte verlief von 1952–1990 die Grenze zwischen Ost- und West. Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 wurde sie zum Symbol der Einheit.

Informationspfad erinnert an die ehemalige Grenze

Am Rand der Berliner Vorstadt, einer schönen Villengegend fällt es uns zunächst schwer vorzustellen, dass genau hier die Grenze zwischen der DDR und Berlin (West) verlief. Wir nähern uns einer Informationsstele, die genau diese Zeit dokumentiert und erklärt. Wir erfahren, dass Potsdamer Zeithistoriker in Zusammenarbeit mit dem Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze e.V.“ einen Informationspfad zur Berliner Mauer erstellt haben. Es gibt insgesamt acht Informationsstelen die den Aufbau der Sperranlagen und den Alltag im Grenzgebiet thematisieren. Der Erinnerungspfad reicht von der Glienicker Brücke bis hinauf zur Bertinistraße, wo sich zwischen 1965 und 1990 ein zentraler Grenzübergang für den Schiffsverkehr zwischen Ost und West befand. Diese Gegend war eine der wichtigsten Wasserpassagen zwischen West- und Ostdeutschland und dementsprechend streng bewacht. Einen Teil dieser Stelen werden wir uns ansehen und spazieren entlang der Parkanlagen der Schwanenallee. Die Schönheit und Harmonie von Landschaft und Gebäuden erschließt sich uns eindringlich: Links von uns liegt die klassizistische Villa Schöningen und rechts führt uns der Blick über das Wasser der Havel auf die andere Seite zum Sacrower Park mit der Heilandskirche.

Vor dem Eingangsbereich der Villa Schöningen steht ein Teilstück der Berliner Mauer und macht uns darauf aufmerksam, dass in der Villa eine Dauerausstellung zur Geschichte des Hauses und der Glienicker Brücke gezeigt wird. Die Stele steht an der Parkmauer der Villa Schöningen und informiert über die ehemaligen Grenzanlagen. Ein ehemaliger Wachturm befindet sich im Garten.

Matrosenstation Kongsnæs erwacht zu neuem Leben

Wir spazieren weiter in Richtung Neuer Garten und sehen ein riesiges mit nordischen Schnitzereien verziertes Holztor mit der Inschrift „Kongsnæs“. Im Sommer 2019 eröffnete im historischen Empfangspavillon, der Ventehalle, das „Restaurant Kongsnæs am Jungfernsee“. Wir sind neugierig und werfen ein Blick auf die Speisekarte – Das Angebot  ist klein und fein. Beeindruckend und sehr geschmackvoll ist die Ausgestaltung des Innenraums in dunklem Holz mit Schnitzereien und mächtigen Balken bis unter die hohe Decke. Der Hallencharakter des historischen Originals blieb dadurch erhalten. Für die Küche wurde ein modernes Nebengebäude errichtet. Im Durchgang zwischen Anbau und Ventehalle steht in einer Wandnische eine Büste aus weißem Marmor. Das Antlitz kommt uns bekannt vor. Es ist Kaiser Wilhelm II., der die Matrosenstation in Auftrag gegeben hatte, die damals ihm und der kaiserlichen Familie vor allem als Start- und Landepunkt für Vergnügungs- und Repräsentationsfahrten diente.

Im Neuen Garten Erholung suchen

Wir gehen weiter in die Parkanlage des Neuen Gartens. Jedes Mal, wenn ich in einen der drei Schlösser-Parkanlagen Potsdams betrete, bin ich beeindruckt und dankbar über diesen großen Schatz, den diese Kulturlandschaften für den Erholungssuchenden bieten. Viele Menschen nutzen dieses Angebot und respektieren die Parkordnung. Doch wird auch an diesem Welterbe Ort immer mehr sichtbar, wie fragil das Ökosystem ist und wie hoch unsere Verantwortung für den Erhalt.

Von Friedrich Wilhelm II., Neffe und Thronfolger von Friedrich dem Großen zwischen 1787–1792 für sich angelegt, steht der Neue Garten heute allen Einwohnern und Gästen der Stadt offen. Direkt am Heiligen See ließ er sein Sommerrefugium – das Marmorpalais – im klassizistischen Stil errichten. Viele Bäume haben ihr Laub verloren und geben Ausblicke frei, die wir im Sommer nicht hatten: An der Spitze des Neuen Gartens kommt ein mit einem Reetdach bedeckter Pavillon aus Holz ohne Fenster in unser Blickfeld: Es ist die Einsiedelei, auch Eremitage genannt. König Friedrich Wilhelm II (1744–1797) war Mitglied des Rosenkreuzer Ordens und hat diesen Bau errichtet, um hier innere Einkehr zu finden. Nach Kriegsende wurde im Zuge des Ausbaus der Grenzanlage das Gebäude abgerissen und dank Spenden ab 2007 wieder neu aufgebaut. Eine Stele des Geschichtspfades widmet sich dem Thema „Zerstörte Parkanlagen“.

Schloss Cecilienhof als Schauplatz großer Weltgeschichte

Schon bald kommt das im Englischen Landhausstil erbaute Schloss Cecilienhof in Sicht. Im Sommer 1945 war Schloss Cecilienhof Schauplatz der Potsdamer Konferenz, zu der sich wenige Wochen nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Staats- und Regierungschefs der Siegermächte – Churchill und Attlee, Truman und Stalin – trafen. Diese Konferenz gilt weltweit als Symbol für den Endpunkt des Zweiten Weltkrieges, aber auch für den Ausbruch des Kalten Krieges. Das „Potsdamer Abkommen“ legte den Grundstein für eine Neuordnung der Welt nach 1945.

Die Sonderausstellung „Potsdamer Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt“ zum 75. Jahrestag der Potsdamer Konferenz ermöglicht bis zum 31. Oktober 2021 eine multiperspektivische Betrachtungsweise auf ein Stück Weltgeschichte. Auch außerhalb der Sonderausstellung ist das Schloss als historische Gedenkstätte erlebbar. In dem Museum können die Konferenzzimmer mit dem im großen, runden Tisch und Arbeitsräume der einzelnen Delegationen der Potsdamer Konferenz besichtigt werden. Im Rahmen einer Führung werden auch die ehemaligen privaten Wohnräume der Kronprinzenfamilie gezeigt – sehenswert!

Hier endet unser Spaziergang für heute. Wir sind voller Eindrücke und brauchen jetzt Zeit für einen gemütlichen Ausklang, um uns über unsere Eindrücke auszutauschen. Wir sind neugierig geworden und  nehmen uns vor diesen Spaziergang bald fortzusetzen: Von der Meierei bis zum Schiffsgrenzübergang Nedlitz.

Bei dem geführten Rundgang „Berliner Mauer – Spuren der Teilung“ der PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH begibst du dich auf eine Zeitreise in die deutsche Vergangenheit. Der Spaziergang ist gespickt mit bewegenden Geschichten von Schicksalen, Grenzgängern und Agenten rund um die deutsch-deutsche Teilung. Er startet an der Glienicker Brücke, auch als Agentenbrücke bekannt geworden, später Sinnbild für die Deutsche Einheit. Von dort geht es entlang des ehemaligen Grenzverlaufs durch den Neuen Garten bis zur einstigen Grenzübergangsstelle Nedlitz.

Für deinen Besuch gelten die aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln. Bitte beachte, dass alle veröffentlichten Informationen, Veranstaltungen sowie Öffnungszeiten unter Vorbehalt stehen. Bei Fragen wende dich gern an unser Service Center – telefonisch unter +49 (0)331 2755 88 99 oder per E-Mail an info@potsdamtourismus.de.

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Mitarbeiterin Contentredaktion, PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH

Schloss Cecilienhof – Ein Familienidyll, das Weltgeschichte schrieb.

Vor 75 Jahren wurde in Potsdam Weltgeschichte geschrieben. Nicht zum ersten Mal. Immer wieder wurde die ehemalige Residenzstadt zu einem historisch bedeutsamen Ort. 1945 Uhr wurde das Schloss Cecilienhof im Neuen Garten auserkoren, um hier über die Neuordnung der Welt zu verhandeln.
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